So spricht die Schweiz –

BRENNSPIEGEL

Im November 1979 ging eine Schockwelle durch unser kleines, wohlgeordnetes Land. Der Privatradiosender Radio 24 hatte eben seinen Betrieb aufgenommen; das Sendestudio befand sich in einem Einfamilienhaus in Cernobbio, in der Provinz Como, Italien, und sendete aus rund 130 Kilometern Distanz in den Raum Zürich. Das Gesetz sah damals den Betrieb privater Radiostationen nicht vor. Die Schweizer Behörden versuchten, den italienischen Staat zur Schliessung des – nach italienischem Recht legalen – «Piratensenders» zu bewegen. Vier Jahre später, 1983, wurden in der Schweiz private Radiostationen zugelassen. Radio 24 siedelte nach Zürich über. Die Schockwelle verebbte.

Es muss um die Jahrtausendwende gewesen sein, als ich an einem Zürcher Tram einen Slogan von Radio 24 las: «TWEN TIEF OHR». Pünktlich zur Wende zum Jahr vierundzwanzig tut er mir nun den Gefallen und kriecht aus meinem Langzeitgedächtnis hervor. Ein hübsches Wortspiel nicht nur mit der Zahl 24, sondern auch mit dem Ohr und damit mit dem Hören. Das passt vorzüglich zu unserem Heft: Für einmal kann man darin Sprache nicht nur lesen, sondern (zumindest teilweise) auch hören, nämlich dann, wenn man die Kamera seines Handys auf einen der drei QR-Codes richtet. Das vorliegende Heft stellt gewissermassen ein Echo der Ausstellung «Sprachenland Schweiz» dar, die noch bis am 14. Januar 2024 im Landesmuseum zu sehen ist. In dieser Ausstellung geht es um Sprache(n) in der Schweiz – im Wesentlichen um gesprochene, also solche, die wir in unserem Alltag hören.

Ein gutes Neues! Erst aber: Seien wir ganz Ohr!

Katrin Burkhalter